Ein Lösungsweg für Kummer und Pessimismus
Was bewirken Kummer und Pessimismus?
Durch Kummer und Pessimismus haftet unsere Energie an Problemen. Wir erkennen diese Anhaftung an Gedanken, die sich fortlaufend um das Problem drehen. Oft fällt es aber schwer, diese Gedanken loszulassen. Bildlich gesehen fahren unsere Gedanken Karussell. Die Drehachse ist das Problem. Während die Gedanken Karussell fahren sind wir mental damit beschäftigt, andere oder uns selbst zu kritisieren, zu verurteilen und uns innerlich zu rechtfertigen. Dabei nehmen wir die Haltung des Richters ein, der für die Beurteilung von Schuld und Freiheitsentzug zuständig ist. Mit Hilfe unsres inneren Richters wird unser Problem zum selbsterrichteten gedanklichen Gefängnis.
Wie befreien wir uns von Kummer und Pessimismus?
Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass wir in etwas hingeraten sind (nämlich in das Gedankenkarussell des Problems) aus dem wir uns wieder befreien möchten. In eine einfache Bewegung übersetzt, geht es um das Ein- und das Austreten. Diese Bewegung gehört zu den wichtigsten Voraussetzungen des Lebens überhaupt. In unser selbständiges Leben treten wir mit dem ersten Atemzug ein und mit dem letzten Atemzug aus. Ein Leben lang atmen wir Sauerstoff ein und Kohlendioxyd aus. Was auf körperlicher Ebene so selbstverständlich ist, sollte auf die mentale Ebene der Gedanken übertragen werden können. Wenn unsere Gedanken nicht gerade Karussell fahren und am Problem festkleben, fällt es leicht auf einen Gedanken einzutreten und ihn auch wieder loszulassen. Wie können wir dieses Phänomen verstehen?
Um Zusammenhänge zu verstehen und einen Lösungsweg zu kreieren, verwende ich nun Sichtweisen aus der Traditionellen Chinesischen Medizin.
- Das Ein- und Ausatmen als Aspekt der Lungenenergie hat eine wichtige Funktion für die Bewegung von Qi (Qi = Energie). Das Einatmen bringt klares Qi von aussen in den Körper und befördert trübes Qi durch das Ausatmen aus dem Körper. Das entspricht unserem Sauerstoff-Kohlendioxid-Verständnis.
- Um die Zusammenhänge von Kummer und Atmung verständlich darzustellen, ergänze ich diese Grundidee mit den Bewusstseinsaspekten und ihren Charakterzügen aus dem Buch von Wang Ju-Yi und Jason D. Robertson ‚Die Anwendung der chinesischen Meridianlehre in der Praxis’. In ihrem Buch stellen die beiden Autoren die fünf folgenden Bewusstseinsanteile mit ihren Charakterzügen vor:
Im Fokus des gesuchten Lösungswegs steht der Bewusstseinsanteil Pò, der seine Residenz in der Lunge hat und dessen Charakter Verlässlichkeit und körperliche Ausdauer ist. Eine Frage, die wir uns in Bezug auf Pò, Kummer und Pessismismus stellen können, lautet:
Was geschieht mit unserer Verlässlichkeit und der körperlichen Ausdauer, wenn uns Kummer und Pessimismus plagen und wir mental mit Schuldzuweisungen und Kritik beschäftigt sind?
Nehmen wir als Reflexions-Beispiel einen Menschen, der an seinen Erfolgschancen zweifelt, da die Lebensumstände aus seiner Wahrnehmung düster aussehen. Mit welcher körperlichen Ausdauer wird er sich an die Arbeit setzen und versuchen verlässliche Resultate zu erzielen? Dazu kommen mir Kinder in den Sinn, die durch erzielte Misserfolge in der Schule das Handtuch werfen und einen grossen Widerstand aufbauen, wenn es darum geht, sich mit Ausdauer an eine Aufgabe zu setzen und sie mit Verlässlichkeit zu erledigen. Die pessimistische Sichtweise „es macht keinen Sinn sich anzustrengen“ verhindert es, sich auf eine Sache einzulassen. Dies wiederum bedeutet, dass der Ausdruck von Pò, der sich in Form von Ausdauer zeigt, nicht erkennbar ist.
Eine andere Frage der Selbstbeobachtung lautet:
Wie wirken sich Kummer und Pessimismus auf den Atem und die Haltung aus?
Die Wahrscheinlichkeit einer eher gebückten Haltung mit eingezogenen Schultern ist gross. Durch diese Haltung wird der Raum der Lungenflügel eingeengt und die Atmung oberflächlich. Versuchen Sie, in einer Haltung mit nach vorne gezogenen Schultern Optimismus und Lebensfreude auszudrücken, werden Sie feststellen, dass das nicht möglich ist.
Wie wirkt sich die oberflächliche Atmung auf Pò aus?
Mit einer beschränkten Atmung reduziert sich das Ein– und Austreten von Atem. Dadurch fehlt es der Energie Qi auf körperlicher Ebene an Bewegung. Pessimismus und Kummer zerstreuen die Energie Qi zudem auf mentaler/emotionaler Ebene. Das reduziert die Qi-Bewegung zusätzlich. Für den Körper bedeutet eine verminderte Qi-Bewegung auch einen reduzierten O2-Stoffwechsel und eine reduzierte Blutbewegung. Zudem ist der Bewusstseinanteil Pò für seine Bewegung auf die Stimulation durch Qi angewiesen. Ohne diese Stimulation kann Pò weder ein- und auszutreten noch seinen Charakter der Verlässlichkeit und der körperlichen Ausdauer entfalten. Die Körperkraft wiederum, die der Niere zugeordnet wird, kann ohne die körperliche Ausdauer von Pò nicht verbessert werden, da Körperkraft immer auch eine Frage des Trainings und somit der Ausdauer ist. Es ist naheliegend, dass unter diesen Umständen auch der fehlende Wille und die fehlende Fähigkeit, geplante Aktionen durchzuziehen, als Störfaktoren wahrgenommen werden. Diese Zusammenhänge zeigen einen Teufelskreis auf, der körperlich, seelisch und geistig spürbar wird. Zusammenfassend kann festgehalten werden:
So komplex und kompliziert diese Zusammenhänge erscheinen mögen, so einfach ist die Lösung: Das Prinzip lautet: Tief ein- und ausatmen. Dadurch verbessert sich die Bewegung der Energie Qi, Pò wird stimuliert und damit unsere Verlässlichkeit und die körperliche Ausdauer gestärkt. Wir richten uns auf. Unsere Lungen bekommen Platz. Körper- und Willenskraft entfalten sich. Das stärkt das Durchhaltevermögen.
Um zusätzlich die mentale Ebene zu durchlüften, können wir Optimismus mit der Vorstellung von hellem Sonnenlicht einatmen und den innern Richter mit all seinen Bewertungen und Verurteilungen als verunreinigte Luft ausatmen. Die Vorstellung, dass damit alle Körper- und Zellräume durchlüftet und gereinigt werden, stärkt nicht nur ein frisches Gefühl sondern eben auch den Optimismus, die Verlässlichkeit und die körperliche Ausdauer. Ganz im Sinne des Sprichworts: Der Kummer schwindet, wenn er keine Nahrung findet.
Spannender Artikel mit einer klaren Ansage: Bewusst Atmen, bewusst nicht die Stirn runzeln, bewusst nicht verkrampfen, bewusst den Herausforderungen willensstark und mit klarem Kopf entgegentreten. Einen guten Vorsatz für die kommende Woche! Merci!